Zustandsnoten

Classic-analytics (www.classic-analytics) unterscheidet zwischen fünf Zustandsnoten. Daneben werden bspw. in Sonderheften der Zeitschrift "Oldtimer Markt" regelmäßig Beispiele aufgeführt, damit der Leser lernt, die Zustandsnote 1 von der Zustandsnote 5 zu unterschieden. Mit Hilfe von Checklisten meint dann jeder Besitzer von Fahrzeugen in Lage zu sein, ein belastbares Self Assessment seines Fahrzeugstyps in Bezug auf den Wert selbst vorzunehmen zu können.
   
Infolge dessen wird häufig die Frage aufgeworfen, was der Mehrwert eines Oldtimersachverständigen ist, wenn neben den obigen Checklisten zur Selbsteinschätzung bereits alle Zahlen, Daten und Fakten vorliegen. Ist es nur die seitens Dritter geforderte Überparteilichkeit und Unabhängigkeit des Gutachtens und damit des Oldtimersachverständigen, welche sicherstellen soll, dass Eigenbild und Fremdbild in Einklang gebracht werden können? Sicherlich nicht!  
  
Eine Checkliste kann nicht als Referenzmaßstab  1:1 auf jeden Fahrzeugtyp zur Anwendung kommen. Karosseriespaltmaße wurden bereits bspw. vor mehr als 30 Jahren als Qualitätskriterium seitens der Automobilhersteller unterschiedlich priorisiert. So hatte ein Mercedes-Benz bereits vor 30 Jahren bessere Spaltmaße als ein Triumpf Spitfire. Ein Monteverdi HighSpeed 375 S war ebenso deutlich besser verarbeitet als ein Ferrari 365 GTB/4. Fahrzeuge des Herstellers Aston Martin waren immer inoffizieller Benchmark für den Hersteller Rolls Royce.  
  
Ein Oldtimersachverständiger muss mehrere Fahrzeugtypen eines Automobilherstellers in unterschiedlichen Zuständen mehrfach gesehen haben, um auch diesen zwingend notwendigen relativen Maßstab anlegen zu können. Aufgrund mangelnder Sachkunde kommt es durchaus vor, dass dasselbe Fahrzeug von zwei unterschiedlichen Sachverständigen mit einer ganzen Zustandsnote unterschiedlich bewertet wird. "Letzte Station" ist dann das Sachverständigenverfahren.    
 
Auch fällt Oldtimersachverständigen mit mangelnder Sachkunde zuweilen gar nicht auf, dass bspw. die Lucas-Toggle-Kippschalter an der Instrumententafel definitiv nicht mehr in diesem Fahrzeugtyp verbaut waren oder der Vorkriegsoldtimer mit einer Wasserpumpe aus den 50er Jahren ausgestattet wurde, obgleich der Fahrzeugtyp überhaupt keine Wasserpumpe hatte. Es ist unstrittig, dass derartige massive Änderungen zur Abwertung des Fahrzeugs, vgl. FIVA ID Card, führen.    
 
In Zeiten der Digitalisierung ist es durchaus zu begrüßen, dass Dienstleister wie Classic Data und classic-analytics weltweit Massendaten von Angeboten und Verkäufen auswerten. Ohne eine Diskussion hinsichtlich statistischer Signifikanz vs. Relevanz hier eröffnen zu wollen, ergibt es sich von selbst, dass mehr als nur Massendaten vorliegen müssen, um nachhaltige Aussagen zu tätigen.    
 
Der Oldtimersachverständige sollte daher zusammenfassend über den entsprechenden Zugang zu den technischen Referenten der Oldtimer-Clubs oder selbst Sachkunde über die zu begutachteten Fahrzeugtypen besitzen, um zwischen Zustand 1 und Zustand 5 fallspezifisch unterscheiden zu können.    
 
Der Oldtimersachverständige sollte weiter wissen, zu welchen Preisen Fahrzeugen des jeweiligen Fahrzeugtyps im Allgemeinen gehandelt werden. Letztlich sollte er im Speziellen aber auch wissen, welche Sonderausstattungen vor 30 Jahren selten und mit sehr hohen Kosten verbunden waren, was diesen Fahrzeugtyp betrifft.  
  
Orginale Fahrzeuge mit nachweislicher Patina sowie Fahrzeuge mit Voll-Ausstattung sind mit signifikanten Zuschlägen auf die Basiswerte zu versehen. Ein Porsche 365 Pre A – geteilte Scheibe - im Patina-Zustand kann den Wert eines vergleichbaren Zustand 1 Fahrzeugs deutlich überschreiten.
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